Der Raum zwischen meinem kleinen Zeh und deinem Autoschlüssel

Der Raum zwischen meinem kleinem Zeh und deinem Autoschlüssel Ausstellung Lucile Larour & Patricia Ulbricht

Die Faszination des Banalen. Einfach, und dennoch komplex, alltäglich aber manchmal fremd, natürlich und gleichzeitig absurd. Wir haben es zersägt, darauf getanzt und es nach draußen geräumt. Um ein Stück näher an den Kern zu gelangen, an die Splitter, an die vielen kleinen Handlungen, die in der Choreographie des Alltags die Normen unserer Gesellschaft immer wieder aufs Neue reproduzieren. Inspiriert durch das Werk „ Träumen von Räumen“ von Georges Perec, werfen wir experimentell und spielerisch einen neuen Blick auf das Gewöhnliche. Perec schafft, in seinem ins deutsche übersetzten Werk: “Träume von Räumen” – original Titel “Espèces d'espaces”, auf eine poetische Art eine mentale, soziale und philosophische Ebene zu dem “spatialen Begriff”. Das französische Wort espace enthält eine große abstrakte Dimension und ermöglicht ein hin und her, eine poetische Rutsche zwischen dem was man auf deutsch als Bewusstseinsraum und dem was man als Ort, Fläche oder Zimmer bezeichnet. Der Raum ist eine Frage, « ein Zweifel. Der Begriff espace gibt dem Raum einen anthropomorphischen Charakter, der Raum lebt sozusagen, er ist nichts festes, fertiges, er ist dehnbar und in Bewegung. Perec tanzt spielerisch durch die Metaebene der mentalen Bewegung; räumlich sind die Schubladen, an denen die Einordnung der Welt sichtbar wird. Raum bezieht sich auch auf die, durch das Zusammenleben hervorgegangenen/ hervorgehenden Räume zwischen den Menschen und ihren Bewegungen. „Dieser Raum ist niemals fest, wir müssen ihn unaufhörlich abstecken, ihn bezeichnen; er gehört niemals uns, so auch der Raum zwischen deinem kleinen Zeh und meinem Autoschlüssel.“

Fotos: Jacob von Siebenthal